Berlin, 17.10.23: Der Bundesverband Bioenergie (BBE) hat im Rahmen eines Fachforums zur Erarbeitung der nationalen Biomassestrategie eine Kurzstudie zum CO2-Abscheidepotential von Bioenergieanlagen präsentiert. Demnach reicht bereits der aktuelle Bestand an Holzheiz(kraft)werken, Biogas- und Bioethanolanlagen aus, um 13 Mio. t CO2 jährlich in Kombination mit erneuerbarer Energieerzeugung aus der Atmosphäre zu entfernen. Würde das erschließbare Biomassepotential voll ausgeschöpft, könnten sogar 30 Mio. t CO2 pro Jahr abgeschieden werden. Dies würde einen großen Teil der unvermeidbaren Restemissionen Deutschlands kompensieren.
Der Geschäftsführer des BBE, Gerolf Bücheler, sieht die Bedeutung der Bioenergie für den Klimaschutz bestätigt: „Bioenergie ist nicht nur in der Lage, fossile Energien zu ersetzen und erneuerbare Energie bereitzustellen, sondern kann während der Energiebereitstellung auch noch CO2 aus der Atmosphäre entfernen. Eine Besonderheit unter den erneuerbaren Energien und unverzichtbar, um bis 2045 Klimaneutralität zu erreichen. Die Studie berechnet erstmals das große Potential, das der bestehende Bioenergieanlagenpark zur Erzeugung negativer Emissionen hat. Die Bundesregierung muss dies unbedingt in ihrer Biomassestrategie sowie der Langfriststrategie Negativemissionen berücksichtigen.“ In der vom Ingenieurbüro Seeger Engineering für den BBE erstellten Kurzstudie werden die bestehenden Holzheiz(kraft)werke ab 10 MW, Biomethananlagen sowie die Bioethanolproduktionsanlagen mit Blick auf das theoretische CO2-Abscheidepotential untersucht. Bei allen drei Anlagentypen ist es bereits heute möglich, das im Produktionsprozess aus der Biomasse entstehende CO2 aufzufangen. Dies geschieht bereits an einzelnen Anlagen, wobei das anfallende grüne CO2 entweder für eine stoffliche Verwendung weitergenutzt oder langfristig gebunden werden kann. Zum Verwendungspfad des CO2 macht die Studie keine Aussagen. Zusätzliches Potential zur CO2-Bindung, das in der Studie nicht berechnet wurde, ergibt sich zudem durch Kohlenstoffbindung in Pflanzenkohle.
„Die Studie zeigt, dass wir mit der Bioenergie den Schlüssel für die Klimaneutralität in der Hand halten. Bereits der aktuelle Biomasseeinsatz für die Energieerzeugung kann signifikant zu negativen Emissionen in Höhe von 13 Mio. t im Jahr beitragen. Damit dieses Potential gehoben werden kann, ist es wichtig, dass die Politik Ziele zur Treibhausgasentnahme aus der Atmosphäre festlegt, negative Emissionen einen Wert erhalten und notwendige Genehmigungen unkompliziert erteilt werden. Wir können uns bei der Klimaneutralität weder auf die natürliche CO2-Senke Wald – dessen Treibhausgasbindung naturbedingt abnimmt - alleine verlassen, noch auf rein technische Lösungen wie die direkte Abscheidung von CO2 aus der Umgebungsluft“, so Bücheler. Auch Fragen der Infrastruktur und Logistik der CO2-Bewirtschaftung müssten angegangen werden. Im biomassebezogenen Ansatz, der einen Ausbau der Biomethanerzeugung um den Faktor 10 sowie einen um 20 Prozent gesteigerten Biomasseeinsatz in Holzheiz(kraft)werken annimmt, stünden laut der Studie sogar ein Potential von rund 30 Mio. t CO2 zur Abscheidung bereit.
Deutschland strebt laut Bundesklimaschutzgesetz bis 2045 Klimaneutralität an. Klimaneutralität bedeutet dabei nicht, dass keine Emissionen mehr verursacht werden dürfen, sondern dass verbleibende, unvermeidbare Emissionen, wie z.B. Methan und Lachgas aus der Landwirtschaft oder Restemissionen in der Industrie, kompensiert werden müssen. Bezogen auf unvermeidbare Restemissionen in einer Größenordnung von rund 50-100 Mio. t CO2 wären damit etwa ein bis zwei Drittel der Emissionen kompensierbar.
Weitere Details können der Kurzstudie entnommen werden. Diese steht hier zum Download zur Verfügung.
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